Freitag, 09.11.2018, Berlin: Gedenkveranstaltungen in Erinnerung an den 80. Jahrestag der Pogromnacht von 1938

Vom 9. zum 10. November 1938 begannen in Deutschland direkte und gezielte Gewaltaktionen gegen die jüdische Bevölkerung. In dieser Nacht wurden mehr als tausend Menschen getötet, weitere 30.000 verschleppt und verhaftet, jüdische Geschäfte geplündert und zerstört, Synagogen wurden niedergebrannt. Auch in Berlin finden in Erinnerung an die Pogromnacht und den damit verbundenen Anfang der systematischen Vernichtung von Jüdinnen und Juden unterschiedlichste Gedenkveranstaltungen statt. Im Folgenden stellen wir eine kleine Auswahl von Aktionen und Veranstaltungen zum 9. November genauer vor.

In Berlin gibt es eine Vielzahl von Gedenkstätten, Dokumentationszentren und zeithistorischen Museen, die an die nationalsozialistische Herrschaft erinnern, ihre Geschichte dokumentieren und dem Gedenken an die Opfer gewidmet sind. Die Ständige Konferenz der Leiter der NS-Gedenkorte im Berliner Raum hat auf der Internetseite Orte der Erinnerung 1933 – 1945 eine Veranstaltungsübersicht zum Gedenken an die Pogromnacht in Berlin veröffentlicht.

Mit der Aktion Glanz will das Projekt Stolpersteine bereits ab dem 04.11.2018 mit einer Aktionswoche auf Stolpersteinorte im Bezirk Steglitz-Zehlendorf hinweisen und diese reinigen. Am 09.11. selber wird dann ein neuer Stolperstein für Hildegard Rosenthal verlegt, um im Anschluss mit einem Rundgang, einer Kranzniederlegung sowie einem Gottesdienst das Gedenken fortzuführen.

Das Projekt macht in dem Aufruf deutlich:

Enthaltung ist keine Haltung. 80 Jahre nach den Novemberpogromen verurteilen wir öffentlich

  • das Schüren und das Ausnutzen von Angst in einer sich schnell verändernden Welt. Bei Veränderungen ist Ausgrenzung von Menschen das Problem, nicht die Lösung.
  • die hemmungslose Hetze im Schutz des anonymen Netzes. Sie ist feige.
  • das kalkulierte Verschieben der verbalen Schamgrenze in politischen Beiträgen. Wer das tut, bereitet den Boden für Gewalt. Eine Partei, die solche Redner gewähren lässt, kann keine Alternative sein.

Gemeinsam mit dem Anne Frank Zentrum organisiert die Amadeu-Antonio-Stiftung auch in diesem Jahr wieder die bundesweiten Aktionswochen gegen Antisemitismus.

Im Programm heißt es:

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Terminübersicht.

Seit 1990 findet jährlich die Gedenkveranstaltung der Berliner Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten VVN-BdA unter dem Motto „Es ist geschehen und folglich kann es wieder geschehen.“ (Primo Levi) statt. Das Gedenken beginnt mit einer Kundgebung ab 17.00 Uhr am Mahnmal Levetzowstraße in Berlin-Moabit bei der u.a. der Holocaustüberlebende Horst Selbiger sprechen wird. Im Anschluss daran findet eine antifaschistische Demonstration statt, die sich auch gegen einen für den 09.11.2018 angekündigten rechtsextremen Aufmarsch in Berlin-Mitte richtet. Rund um das Gedenken finden noch mehrere Begleitveranstaltungen statt. Ein umfangreiches Programm hat auch die Kreisvereinigung Pankow der VVN-BdA organisiert, in deren Aufruf heißt es u.a.:

Und heute, 80 Jahre danach, schauen wir auf wieder erstarkenden Nationalismus, Rassismus und Antisemitismus – auf der Straße, in den neuen Medien, und in den Parlamenten.

Unter dem Motto Dunkeldeutschland organisiert in diesem Jahr das Berliner Esemble einen Gedenktag. In der Ankündigung heißt es:

Ein perfide inszenierter Fremdenhass im Netz schürt gezielt Ängste und instrumentalisiert sie für die Propaganda eines völkischen Nationalismus, der alle Rassismen bedient: gegen Juden, Muslime, Schwarze. Und eine sogenannte Neue Rechte bastelt dafür am ideologischen Überbau.

Ein weiteres Gespräch inklusive eines Vortrages zur gegenwärtigen Erinnerungskultur wird am 09.11. mit dem Titel Pogrom 1938 Das Gesicht in der Menge an der Akademie der Künste stattfinden.