Update 20.07./8.30 Uhr: Am 19.Juli kam es am Denkmal für die Ermordeten Juden Europas zu einer ersten Provokation und Vergleichen der Impfkampagne gegen COvid-19 mit dem Holocaust. Diese Provokation wurde von spontanem Gegenprotest begleitet. Die heutige Anmeldung für eine verschwörungsideologische Demonstration zum Denkmal für die Ermordeten Juden Europas hat eine weitere Routenänderung erhalten und führt nicht mehr dorthin, sondern in einem größeren Bogen durch die nähere Umgebung und endet am Pariser Platz. (siehe unten)
Gegenprotest
Die Omas gegen Rechts Berlin schreiben u.a.:
Wir haben auch besprochen, dass eine von uns für den 20.7.2021 eine Kundgebung zum Schutz des Mahnmals der ermordeten Juden anmelden wird, denn es ist unerträglich, dass Rechtsextremist(…) diesen Tag nutzen wollen, um am Mahnmal ihr schmutziges Unwesen zu treiben. (…)
Wir hoffen, dass viele alte und junge Berliner*innen, Antifaschist*innen aller Generationen uns unterstützen, wenn wir am 20.7.21 um 18:30 Uhr am Mahnmal der ermordeten Juden (in der Ebert- bis zur Ecke Behrenstraße) gemeinsam der Opfer des Nationalsozialismus und des Widerstands gedenken und sagen: Nie wieder!
Wir OMAS sind fast alle bereits zweifach geimpft und froh darüber, werden trotzdem Maske tragen und Abstand halten und bitten alle anderen Unterstützer*innen auch darum.
Hintergründe
Ein durch eine Vielzahl an Livestreams von den verschwörungideologischen Versammlungen in Berlin im Frühjahr 2020 einer breiteren Öffentlichkiet bekannt gewordener Videoblogger ruft über den Messengerdienst Telegram zu zwei Kundgebungen aus Anlass des Jahrestages des versuchten Attentates auf Hitler am 20.Juli 1944 auf. Um 17 Uhr wolle man sich an der Gedenkstätte Deutscher Widerstand in der Stauffenbergstraße versammeln und um 19.30 Uhr am Denkmal für die ermordeten Juden Europas. Dazu passt die Anmeldung einer Demonstration mit 200 Personen von der Stauffenbergstraße mit Endpunkt Ebertstraße am Holocaust-Mahnmal von 17.00- 21.00 Uhr durch eine Einzelperson. Das Motto dieser Anmeldung lautet: „“Wie viele Impftote braucht es in Israel, Deutschland und der Welt bis Ihr aufhört“. Laut unseren Informationen wurde der Titel dieser Anmeldung geändert. Selbiges lautete zuvor „Attentat am 20.Juli 1944 – seine Bedeutung heute“. Offenbar soll hier zum Einen der Widerstand im NS 1944 mit den verschwörungsideologischen Protesten gegen eine angebliche Coronadiktatur verglichen werden und zum Anderen der Holocaust mit den staatlichen Maßnahmen zur Eindämmung der Covid-Pandemie und insbesondere der momentan laufenden Impfkampagne.
Im März 2021 schrieb die KZ Gedenkstätte Mauthausen aufgrund einer ähnlichen Provokation am ehemaligen Konzentrationslager:
Am Wochenende mussten wir feststellen, dass in sozialen Medien ein Videobeitrag geteilt wurde, der im Außenbereich der KZ-Gedenkstätte Mauthausen ohne unser Wissen aufgenommen wurde. Der Autor des Videos zieht verharmlosende Vergleiche zwischen der nationalsozialistischen Verfolgungs- und Vernichtungspolitik und den Maßnahmen im Zusammenhang mit der Bekämpfung von Covid-19.(…)
Die KZ-Gedenkstätte Mauthausen verurteilt die Instrumentalisierung von Millionen von NS-Opfern zur Durchsetzung einer politischen Agenda, die in keinerlei Bezug zu deren Leidenserfahrungen steht. Solche Vergleiche im Kontext der Covid-19-Maßnahmen sprechen entweder von erschreckender historischer Unkenntnis oder von bewusster verhetzender Meinungsmanipulation.
mauthausen-memorial.org, 08.03.21
Die taz zititierte den Redner in ihrem Artikel zu diesem Vorfall:
Und als ob das noch nicht genug wäre: „Wir brauchen kein neues Zyklon B, sei es als AstraZeneca oder als Biontech. Nein, das brauchen wir nicht.“ Zyklon B war das Giftgas, das die Nationalsozialisten in den Gaskammern ihrer Konzentrationslager eingesetzt haben, um die Insassen zu ermorden.
taz, 09.03.21
Aufgrund der Erfahrungen aus dem Jahr 2020 ist mit aggressiven Verhalten gegenüber Presse und Gegenprotest zu rechnen, wie beispielsweise aus diesem Text und dem dazugehörigen Video des JFDAaus dem Juni 2020 hervorgeht. Das JFDA fasst dort zusammen:
Mit dieser Strategie werden unlautere Absichten verfolgt, die nichts mit objektiver Berichterstattung, ethisch korrektem und kollegialem Journalismus gemein haben. Vielmehr werden kritisch berichtende Journalist:innen sowie gegnerische Aktivist:innen mit Fragen und Nachstellungen so lange bedrängt, bis sie sich entweder zu einer strafbaren Äußerung wie einer persönlichen Beleidigung provoziert sehen, die sofort zur Anzeige gebracht wird, oder aber ihre Reaktionen ins Lächerliche gezogen und zu Zwecken der Denunziation und unreflektierten Belustigung ins Netz gestellt werden.
JFDA, 29.06.2020
Routen- und Kundgebungsorte 20.Juli 2021
(Stand Anmeldungen 20. Juli 2021/8.30 Uhr )
- 17.00 -21.00 Uhr verschwörungsideologische Demonstrationsanmeldung, beworben werden für 17 Uhr eine Versammlung an der Gedenkstätte Deutscher Widerstand (Stauffenbergstr.) und für 19.30 Uhr eine Versammlung am Denkmal für die ermordeten Juden Europas (Ebertstr.)
-> geänderte Route: Tiergartenstr./ Stauffenbergstr. (nordöstlich im Tiergarten) AP – Tiergartenstr. – Lennestr. – Ebertstr., Vossstr., Wilhelmstr., Behrensstr., Glinkastr., Unter den Linden, Pariser Platz
-> ursprünglich angemeldete Route: Tiergartenstr./ Stauffenbergstr. (nordöstlich im Tiergarten) AP – Tiergartenstr. – Lennestr. – Ebertstr. (gegenüber Denkmal für die ermordeten Juden)
- 18.30-21.00 Uhr Gegenprotestkundgebung zum Schutz des Denkmals für die ermordeten Juden Europas, Ebertstr. bis Ecke Behrensstr.
Änderungen sind möglich. Aktuelle Informationen auch auf Twitter Hashtag #b2007
Änderungen sind möglich. Aktuelle Informationen auch auf Twitter Hashtag #b2007
Beitragsfoto: Berlin gegen Nazis – 03.10.2019