Eine antifaschistische, feministische Demonstration, die am Samstag in Marzahn (16 Uhr, Startpunkt S-Bahnhof Raoul-Wallenberg-Str.) stattfindet, wird aus dem Umfeld der rechtsextremen Vernetzung „Deutsche Jugend Voran“ (DJV) bedroht. Die Neonazis haben ab 15 Uhr ab S-Bahnhof Springpfuhl einen eigenen Aufmarsch als „Gegenprotest” angemeldet, der zur Mehrower Allee (zur Route der oben genannten Demonstration) laufen soll (genaue Routen s. unten). Angemeldet sind 400 Personen, die jedoch eher nicht zu erwarten sind. Es ist der erste neonazistische Aufmarschversuch in Berlin seit Oktober 2020. Über aktuelle Entwicklungen werden wir auf unseren Kanälen informieren.
Vorsicht bei An- und Abreise
Zu dem Aufmarsch wird in den sozialen Medien mit martialischen Untertönen mobilisiert, auch überregional. Das „DJV”-Umfeld trat zuletzt am Rande von CSD-Versammlungen in Erscheinung, unter anderem in Berlin und Oranienburg. Es zieht vor allem junge und gewaltaffine Neonazis an. Das Gewaltpotential, das von diesem Umfeld ausgeht, ist nicht zu unterschätzen. Dementsprechend gilt am Samstag, im Nahbereich der Versammlungen im öffentlichen Raum und Nahverkehr vorsichtig zu sein sowie zur antifaschistischen Demonstration nur in Gruppen an- und abzureisen.
Die Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus Berlin (MBR) in ihrer Einschätzung:
„Die Gruppierung DJV entstand parallel mit anderen vergleichbaren Zusammenschlüssen jüngerer Rechtsextremer bundesweit im Sommer diesen Jahres. Neben der Verbreitung rechtsextremer Propaganda über Aufkleber und in den Sozialen Medien, fielen ihre Anhänger vor allem durch die Teilnahme an rechtsextremen Versammlungen gegen verschiedene CSD-Paraden in Ostdeutschland auf. Teilweise übernahmen die Berliner dabei Ordneraufgaben und andere Funktionen. Ebenso kam es in der Vergangenheit bei der An- bzw. Abreise auch zu Konfrontationen mit Teilnehmenden der CSD-Veranstaltungen, weswegen für den kommenden Samstag eine erhöhte Wachsamkeit geboten erscheint.
Mobilisiert wird zu der Veranstaltung ausschließlich online auf den Profilen der Gruppe und ihrer Anhänger bei Tiktok und Instagram. Auch rechtsextreme Gruppen aus Chemnitz und Mecklenburg-Vorpommern haben ihr Erscheinen angekündigt. In einer vergleichbaren Konstellation beteiligte sich die DJV zuletzt am 3. Oktober im sächsischen Hohenstein-Ernstthal bei Zwickau an einer rechtsextremen Gegenversammlung zu einer Gedenkdemonstration anlässlich des 25-jähriges Todestages Patrick Thümers, einem Opfer rechtsextremer Gewalt. Rund 100 Teilnehmer konnten die Rechtsextremen damals mobilisieren.“
Zuletzt berichtete die taz in einem lesenswerten Artikel über die neue rechtsextreme Jugendkultur. Die MBR sprach darin von einer „zunehmenden Normalisierung einer rechten Identität mit entsprechenden Ausdrucksformen“. Jugendeinrichtungen fühlten sich teilweise an „Zustände wie in den 1990er Jahren erinnert“. Dieser Eindruck passt zu Vorfällen in Marzahn-Hellersdorf in den letzten Monaten: Die Berliner Register berichteten von „massiven Bedrohungen durch Neonazigruppen – meist in Kombination mit Raub.“ Personen, die z.B. durch Aufschriften auf ihren Kleidungsstücken als gegen Neonazis Engagierte zu erkennen waren, wurden „unvermittelt auf der Straße angegriffen, bedroht und/oder ausgeraubt.“ Im Detail lassen sich die Vorfälle auf Instagram nachlesen.
Versammlungslage in Marzahn-Hellersdorf, 19.10.2024
(Stand Anmeldungen/Informationen 17.10.2024 – Änderungen möglich)
Hinweise: Die hier aufgeführten Informationen von Berlin gegen Nazis haben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Sie basieren auf der öffentlichen Versammlungsdatenbank des Landes Berlin sowie Zusatzinformationen aus eigener Recherche. Die Informationen zu Versammlungen können von der Versammlungsdatenbank abweichen, da Berlin gegen Nazis häufig aktuellere Informationen bereitstellt oder spezifische Informationen in der Versammlungsdatenbank nicht angezeigt werden. Aktuelle Änderungen gegenüber den hier aufgeführten Informationen sind möglich. Wir aktualisieren unsere Informationen bei neuen Entwicklungen.
- 15.00 – 23.59 Uhr Aufmarsch von Neonazis, angemeldet für 400 Personen unter dem Motto „Gegen Linkspropaganda und Lügen der Antifa“
-> Route: S-Bahnhof Springpfuhl- Allee der Kosmonauten – Helene-Weigel-Platz – Märkische Allee – S Bhf. Poelchaustr. – Dahmeweg – Landsberger Allee – Märkische Allee – Raoul-Wallenberg-Str. – Märkische Allee/Raoul-Wallenberg-Str. – Raoul-Wallenberg-Str. – Stolzenhagener Str. – Raoul-Wallenberg-Str. – Franz-Stenzer-Str. – Raoul-Wallenberg-Str. – Raoul-Wallenberg-Str. – Raoul-Wallenberg-Str. – Jan-Petersen-Str. – Lea-Grundig-Str. – Rudolf-Leonhard-Str. – Karl-Holz-Str. – Lea-Grundig-Str. – Mehrower Allee
- 16.00 – 23.59 Uhr Antifaschistische und feministische Demonstration unter dem Motto „Patriarchat sterben lassen – Antifaschistisch kämpfen“
-> Route: Märkische Allee/Raoul-Wallenberg-Str. – Raoul-Wallenberg-Str. – Stolzenhagener Str. – Raoul-Wallenberg-Str. – Franz-Stenzer-Str. – Raoul-Wallenberg-Str. – Raoul-Wallenberg-Str. – Raoul-Wallenberg-Str. – Raoul-Wallenberg-Straße – Jan-Petersen-Str. – Lea-Grundig-Str. – Rudolf-Leonhard-Str. – Karl-Holz-Str. – Lea-Grundig-Str. – Mehrower Allee – ZK: Höhe Mehrower Allee/ Max-Hermann-Str. – S-Bhf. Mehrower Allee – Märkische Allee/Mehrower Allee
Beitragsfoto: Rechtsextremer Aufmarsch in Marzahn im April 2016, Foto: Berlin gegen Nazis