Montag, 09.11.2020, Berlin: Gedenkveranstaltungen in Erinnerung an den Jahrestag der Pogromnacht von 1938

Vom 9. zum 10. November 1938 begannen in Deutschland direkte und gezielte Gewaltaktionen gegen die jüdische Bevölkerung. In dieser Nacht wurden mehr als tausend Menschen getötet, weitere 30.000 verschleppt und verhaftet, jüdische Geschäfte geplündert und zerstört, Synagogen wurden niedergebrannt. Auch in Berlin finden in Erinnerung an die Pogromnacht verschiedene Gedenkveranstaltungen statt.

Gedenkkundgebungen

Seit 1990 findet jährlich die Gedenkveranstaltung der Berliner Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten VVN-BdA unter dem Motto „Es ist geschehen und folglich kann es wieder geschehen.“ (Primo Levi) statt. Coronabedingt gibt es in diesem Jahr keine Demonstration und das Gedenken fokussiert sich auf die Durchführung einer Kundgebung ab 18.30 Uhr am Mahnmal Levetzowstraße in Berlin-Moabit.

Zu einer weiteren Kundgebung am 09. November ruft in diesem Jahr auch die Initiative DIE VIELEN auf. Unter dem Motto „Schützt das Denkmal“ soll ab 18.00 Uhr eine Menschenkette um das Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma gebildet werden. Die Aktion will Öffentlichkeit für die Bedrohung des jahrelang erkämpften Mahnmals durch den Bau der neuen S-Bahntrasse schaffen.

Aktionen und Gedenken

Der DGB Berlin-Brandenburg lädt am 7.11 und 9.11.zu Stolperstein-Putzaktionen ein.

Treffpunkte:

  • SCHÖNEBERG: 14 Uhr, Bergdesgadener Straße 34, 10779 Berlin-Schöneberg
    Abschlussgedenkfeier am Bayerischer Platz im Anschluss (vorraussichtlich ab ca. 15 Uhr)
  • CHARLOTTENBURG-WILMERSDORF: 11 Uhr, Kurfürstendamm 100 , 10709 Berlin
  • MITTE: 17 Uhr, Krefelderstraße, Ecke Alt-Moabit, Berlin-Mitte
     
  • STEGLITZ: 17 Uhr, Albrechtstraße 38, 12163 Berlin-Steglitz
  • ZEHLENDORF: 17 Uhr, Teutonenstraße 15, 14129 Berlin-Nikolassee

Gedenkveranstaltungen

Aufrufe zum stillen Gedenken sowie Kranzniederlegungen gibt es u.a. von der Partei DIE LINKE. In Pankow finden die Veranstaltungen um 11.00 Uhr auf dem Jüdischen Friedhof Weißensee sowie um 12.00 Uhr auf dem Jüdischen Friedhof in der Schönhauser Allee statt. An der Spiegelwand auf dem Herrmann-Ehlers-Platz in Steglitz-Zehlendorf wird ab 16.00 Uhr ein Kranz niedergelegt.

In Kreuzberg ruft die Bezirksverordnetenversammlung sowie das Bezirksamt dazu auf, sich ab 11.00 Uhr vor der Synagoge am Fraenkelufer zum stillen Gedenken einzufinden.

Ein Gedenkgang zu den in Kaulsdorf verlegten Stolpersteinen beginnt ab 17.00 Uhr am Bahnhof Kaulsdorf. Ebenfalls um 17.00 Uhr will auch die VVN-BdA Lichtenberg einen Stolpersteinspaziergang in der Hagenstraße 50 a durchführen. Wer in Charlottenburg den Opfern der Pogromnacht zu Gedenken und gleichzeitig die Orte des Verbrechens erleben will, kann am Spaziergang der F_AJOC teilnehmen. Treffpunkt hier ist um 17.00 uhr am Bhf Wittenbergplatz. Um in Schöneberg zu Erinnern und das Gedenken wach zu halten, lädt das Bezirksamt zu einer Gedenkveranstaltung ein. Diese beginnt um 17.30 Uhr am Mahnmal der ehemaligen jüdischen Synagoge.

Bereits am 08. November organisiert das Berliner Ensemble einen Thementag unter dem Motto „Zeit der Feindschaft“. Im Aufruf dazu heißt es:

Vergleiche mit den Zuständen der 1920er- und 30er-Jahre, die im Faschismus und schließlich im Holocaust endeten,  betonen vor allem die Spaltung der Gesellschaft in antagonistische Lager. Das machte zuerst politische, dann gesellschaftliche Bündnisse unmöglich und führte letztlich zum blanken Hass auf den Sraßen: Gewalt gegen Andersdenkende, brennende Geschäfte von Jüdinnen und Juden, das Schüren von Feindbildern. Doch hilft dieser Blick zurück dabei, die heutige Lage besser zu verstehen? 

Dieser und anderen Fragen soll in drei Podiumsdiskussionen nachgegangen werden. Alle Veranstaltungen sind im Livestream auf www.berliner-ensemble.de/be-live online zu sehen.