Gedenkveranstaltungen in Erinnerung an den Jahrestag der Pogromnacht von 1938

Donnerstag, 09.11.2023, Berlin - Vom 9. zum 10. November 1938 begannen in Deutschland direkte und gezielte Gewaltaktionen gegen die jüdische Bevölkerung. In dieser Nacht wurden mehr als tausend Menschen getötet, weitere 30.000 verschleppt und verhaftet, jüdische Geschäfte geplündert und zerstört, Synagogen wurden niedergebrannt, hunderte Menschen begingen in der Folge Selbstmord. Die Pogrome markieren den vorläufigen Höhepunkt der Diskriminierung der deutschen Jüdinnen und Juden; der NS-Staat demonstriert seine Macht, über Leben und Tod Unschuldiger zu verfügen. In Berlin finden in Erinnerung an die Pogromnacht verschiedene Gedenkveranstaltungen statt.

+++ Stand 09.11.2023 +++

Hinweis: Sollte es bei Gedenkveranstaltungen am 9. November zu Störungen kommen, ist es gut, vorbereitet zu sein. HIER haben wir mit unserem Schwesterprojekt MBR Handlungsempfehlungen zum Umgang mit solchen Störungen zusammengestellt.

Gedenkveranstaltung der Jüdischen Gemeinde zu Berlin

Die Jüdische Gemeinde veranstaltet ab 19 Uhr ein Gedenken am Gemeindehaus in der Fasanenstraße in Charlottenburg, es sprechen u.a. der Regierende Bürgermeister und der Botschafter Israels. Die Namen der 55.696 ermordeten Berliner Jüdinnen und Juden aus dem Gedenkbuch des Landes Berlin werden verlesen. Mehr Informationen auf der Webseite der Jüdischen Gemeinde.

Gedenkveranstaltungen in den Bezirken (unvollständige Auswahl)

Das Institut für Neue Soziale Plastik e.V. lädt ab 18:30 Uhr ins Museum Lichtenberg zur Filmvorführung „Erinnern heißt Leben“ (1988) von Róza Berger-Fiedler. Es geht um Jüdisches Erinnern und staatliches Gedenken in der späten DDR.

Das Bezirksamt Lichtenberg lädt ab 10 Uhr zum gemeinsamen ehrenden Gedenken am Gedenkstein für die ehemalige Synagoge in der Konrad-Wolf-Straße 92, 13055 Berlin.

In Hohenschönhausen veranstaltet die Ev. Kirchengemeinde Hohenschönhausen-Nord einen Gedenkabend mit Erinnerungen an Jizchak Schwersenz, dem ehem. Vorbeter der kleinen Synagoge Hohenschönhausen. Beginn ist 19 Uhr in der Straße Am Berl 17.

In der Mussehlstraße 22 in Tempelhof wird um 18 Uhr der Schändung der Synagoge des israelitischen Religionsvereins Neutempelhof und des jüdischen Lebens im Bezirk gedacht.

Im KIEZKLUB KES in Köpenick-Oberschöneweide gibt Olaf Ruhl ab 15 Uhr eine heitere musikalische Einführung in die jiddische Musik, Sprache und Kultur; mit Liedern, Gedichten und Anekdoten.

Am Mahnmal für die Opfer der Gewaltherrschaft hinter dem Rathaus Reinickendorf findet um 16 Uhr eine Kranzniederlegung und das Gedenken den Opfern des 1942 zerstörten tschechischen Ortes Lidice statt. Es spricht die Bezirksbürgermeisterin und eine Schülerin des Europäischen Gymnasiums Bertha von Suttner.

In Marzahn-Hellersdorf finden mehrere Gedenkveranstaltungen statt. Bereits am 8. November um 15:30 findet eine Lesung von Schüler_innen aus dem Bezirk statt, die im Stadtteilzentrum Marzahn-Mitte aus dem Buch „Hingesehen – weggeschaut: Die Novemberpogrome von 1938“ vortragen. Am Gedenktag selbst finden im Bezirk mehrere Stolpersteinspaziergänge statt, mehr Informationen auf der Webseite des Bündnis für Demokratie und Toleranz.

Zum alljährlichen „Gedenken am Stein“ wird ab 18 Uhr in Reinickendorf (Frohnau) am Zeltinger Platz 18 geladen. Anschließend findet in der Johanneskirche Frohnau eine Lesung mit musikalischer Begleitung statt.

Die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz lädt zur Teilnahme am „Gedenkweg“. Start ist 16 Uhr am Winterfeldplatz in Schöneberg. Der Gedenkweg endet am Jüdischen Gemeindehaus in der Fasenenstraße.

Ebenfalls in Schöneberg laden Bezirksbürgermeister und Bezirksverordnetenvorsteher zur Kranzniederlegung und gemeinsamen Gedenken am Mahnmal der ehemaligen jüdischen Synagoge in der Münchener Straße 38. Rabbiner Teichtal spricht aus der Tora. Beginn ist 16 Uhr.

Im Schöneberger Ortsteil Friedenau ruft ein Bündnis zur Teilnahme an einer Lichterkette gegen jeden Form von Antisemitismus und Rassismus und im Gedenken an die Reichspogromnacht von 1938 an. Der Treffpunkt befindet sich um 19:30 Uhr am Breslauer Platz, der Abschluss ist an der Kreuzung Rembrandtstr./Ecke Menzelstr. Bitte selbst ein Licht (Kerze, Teelicht, Lichterkette o.ä.) mitbringen (keine Fackeln).

Einen Schweigemarsch in Wilmersdorf richtet das Gottfried-Keller-Gymnasium gemeinsam mit dem Walther-Rathenau-Gymnasium und der Polizeiakademie Berlin aus. Treffpunkt ist um 16:30 Uhr in der Erdener Straße/ Ecke Königsallee. Der Schweigemarsch führt zum „Gleis 17“ am S-Bhf. Grunewald. Dort wird es ein musikalisches Abschlussprogramm geben.

Das Bezirksamt und die Bezirksverordnetenversammlung Mitte bieten ein vielfältiges Gedenkprogramm. Um 11 Uhr findet eine Gedenkveranstaltung mit Schüler_innen der Theodor-Heuss-Schule am Gedenkort Güterbahnhof Moabit statt. Von diesem Ort aus wurden über 30.000 Menschen in Ghettos und Vernichtungslager deportiert. Weitere Gedenkveranstaltungen mit Schüler_innen verschiedener Schulen finden außerdem statt: 11 Uhr an der Gedenktafel am Jüdischen Krankenhaus in der Heinz-Galinski-Straße 1, um 11:45 Uhr am Denkmal Siegmundshof sowie 12:30 Uhr am Levetzow-Mahnmahl.

Die Initiative „Omas gegen Rechts“ ruft zur Teilnahme an der Gedenkveranstaltung unter dem Leitgedanken „GEDENKEN – ERINNERN- MAHNEN“ auf. Beginn ist um 18:30 Uhr am Jüdischen Friedhof in der Großen Hamburger Straße 26 in Mitte. An dieser Adresse befand sich das erste Altersheim der Jüdischen Gemeinde zu Berlin. 1942 wurde das Altenheim von der Gestapo zum Deportationssammellager bestimmt.

Die Stadt Oranienburg bei Berlin veranstaltet in Kooperation mit der Gedenkstätte Sachsenhausen unter dem Titel „Oranienburg erinnert!“ einen Gedenkweg zum Jahrestag der Pogromnacht. Der Gedenkweg beginnt um 14 Uhr am Gedenkstein für das zerstörte Jüdische Bethaus, verläuft über den Bahnhof und die Bernauer Str. und endet an der Baracke 38 in der Gedenkstätte Sachsenhausen.

Stolperstein-Putzaktionen

In vielen Kiezen gibt es jedes Jahr um den 9. November Stolperstein-Putzaktionen. Bitte auf lokale Ankündigungen achten.

Der DGB-Kreisverband Mitte organisiert um 16:30 Uhr ein gemeinsames Putzen von Stolpersteinen. Treffpunkt ist vor der Bibliothek am Hansaplatz. HIER klicken für den Flyer.

Die Stolperstein-Gruppe Schöneweide und der Kiezclubs KES organisieren am 11.11. ab 10:30 Uhr einen gemeinsamen Stolperstein-Putz-Spaziergang in Köpenick (Oberschöneweide). Treffpunkt sind die Stolpersteine der Familie Feldmann. Von dort ausgehend werden alle Stolpersteine in Oberschöneweide besucht und geputzt. An den jeweiligen Stolpersteinen wird etwas zu den Biographien der Personen erzählt. Gerne können Blumen mitgebracht werden

Demonstration

Unter dem Motto „Kein Vergeben – Kein Vergessen: Gedenken heißt Handeln“ ruft ein antifaschistisches Bündnis zur Gedenkkundgebung am Mahnmal Levetzow-Straße mit anschließender Demonstration auf. Diese wird ab 18 Uhr durch Moabit zum Deportationsmahnmal auf der Putlitzbrücke führen.

Plakat: Gedenkkundgebung und Demonstration am 9. November 2023 in Moabit

Weitere Veranstaltungen

Am 4. November organisiert die Initiative „Leben im Parkviertel“ den „Kiezrundgang der Erinnerung 2023.“ Der Rundgang startet um 13 Uhr in der Corker Straße 29 und umfasst 10 Stationen. (Ende etwa 17 Uhr)

Bereits am 7. November um 19 Uhr referiert der an der Berliner Humboldt-Universität tätige Professor für Geschichte, Michael Wildt, im Zuge der Veranstaltung „Vor 85 Jahren. Antijüdischer Terror. Die Novemberpogrome 1938“ in der Topographie des Terrors in Kreuzberg.

In Erinnerung an das Pogrom laden das Bündnis „Hufeisern gegen Rechts“ und „Die Falken“ (Neukölln) zur Veranstaltung „Rechter Kulturkampf an unseren Schulen – die Demokratie ist gefordert!“ um 19 Uhr in die Aula der Fritz-Karsen-Schule, Onkel-Bräsig-Str. 76, Neukölln-Britz.

Beim jährlichen antifaschistischen Gedenk-Rundgang durch die Altstadt Köpenick wird den Opfern der Novemberprogrome gedacht. Die vom VVN-BdA Köpenick initiierte Tour führt vorbei an Wohnorten und Geschäften Köpenicker Jüd*innen und zur ehemaligen Synagoge. Die Veranstaltung beginnt am 12. November um 14 Uhr am Schlossplatz Köpenick.

Ab 17 Uhr findet anschließend das 3. Köpenicker Synagogekonzert im Saal der „Freiheit Fünfzehn“ statt. Das ehemalige jüdische Gotteshaus in direkter Nachbarschaft wurde am 09. November 1938 von SA-Männern demoliert und geschändet.