Über 250 Teilnehmer_innen gedachten und protestieren auf der Kundgebung vom Bündnis für ein weltoffenes und tolerantes Berlin am Bebelplatz. Die Gedenklesung unter dem Motto „Für ein würdiges Gedenken“ wurde ihrem Motto sehr gerecht. Mit Lesungen aus Büchern von vielen Autor_innen, deren Bücher 1933 an diesem Ort von Nazis verbrannt wurden, konnte der Bebelplatz an der Aufmarschroute der Reichsbürger trotz schlechtem Wetter mehre Stunden belegt und ein aktives Gedenken mit Gestaltungsmöglichkeiten für alle Teilnehmenden stattfinden. Die Pogromnacht von 1938 hat eine nationalsozialistische Vorgeschichte, in der die Bücherverbrennung eine zentrale Rolle spielte. 5 Jahre nach 1933 brannten am 9. November Synagogen. Berliner_innen, Vertreter_innen der Mitgliedsorganisationen vom Bündnis Berlin, die Omas gegen Rechts Berlin, die Anwohner_inneninititive für Zivilcourage – Gegen Rechts aus Mitte und viele andere, brachten Bücher mit und füllten das Kundgebungsprogramm durch eigene Beiträge.
Neben dem Gedenken positionierten sich die Teilnehmer_innen der Kundgebung auf dem Bebelplatz gegen den vorbeilaufenden Reichsbürgeraufmarsch mit ca. 130 Personen. Auf diesem Aufmarsch äußerten Redner offenen Antisemitismus und Verschwörungsideologien. Reichsbürger glauben u.a. die BRD sei eine Firma und das Grundgesetz nicht gültig. Neben Transparenten und Bannern hielten die Teilnehmer_innen dem Reichsbürgeraufmarsch daher das Grundgesetz entgegen. Viele Menschen protestierten direkt an der Auftaktkundgebung der Reichsbürger und es gab durchgehenden Gegenprotest im gesamten Streckenverlauf des Aufmarsches.
Am Abend fanden die seit 1990 jährlich am 9. November von der Berliner Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten-VVN-BdA organisierten Gedenkaktionen in Moabit statt. Auf der Gedenkkundgebung „Es ist geschehen, und folglich kann es wieder geschehen“ (Primo Levi) , sprach der 1925 geborene Peter Neuhof. Zum Ende der Gedenkkundgebung legten Menschen Rosen am Mahnmal Levetzowstrasse nieder. Im Anschluß begann die antifaschistische Gedenkdemonstration mit ca. 900 Teilnehmer_innen zum Deportationsdenkmal auf der Putlitzbrücke, von wo aus Jüdinnen und Juden 1942 deportiert wurden. Die Demonstration legte den letzten Teil der Wegstrecke schweigend zurück und auch am Mahnmal Putlitzbrücke wurden zum Gedenken Blumen niedergelegt.