Versuch eines Demonstrationsverbotes
Die rechtsextreme Provokation am 80. Jahrestag der Pogromnacht von 1938 durch das Zentrum von Berlin marschieren zu wollen, führte zu einer breiten Mobilisierung verschiedener Bündnisse und Initiativen für Gegenproteste. Zugleich erschien ein Offener Brief an den Berliner Senat mit der Forderung ein Demonstrationsverbot gegen den Aufmarsch zu verhängen, initiiert von der Aktion Sühnezeichen Friedensdienste . Zwei Tage vor dem Aufmarschtermin wurde der Aufmarsch von der Versammlungsbehörde untersagt und der Berliner Innensenator positionierte sich in einem Statement entschieden gegen die rechtsextreme Provokation am 9. November. In der folgenden gerichtlichen Klärung über mehrere Instanzen wurde das Verbot des Aufmarsches wenige Stunden vor dem Aufmarschbeginn aufgehoben (Begründung hier). Aufgrund der gerichtlichen Klärung war bis ca. 2,5 Stunden vor dem rechtsextremen Aufmarsch die genaue Aufmarschroute nicht bekannt und Berlin gegen Nazis informierte mit fast stündlichen Updates über die neuesten Informationen für die bereits anlaufenden Gegenproteste.
Gedenken an die Pogromnacht 1938 und breite Proteste gegen den rechtsextremen Aufmarsch
Bereits um 16.00 Uhr startete am Rosa-Luxemburg-Platz eine Protestdemonstration unter dem Motto „Faschismus wegbeamen“ der Initiative Reclaim Club Culture aus der Berliner Clubszene mit über 1000 Teilnehmenden, die bis zu ihrem Endpunkt am Hauptbahnhof stark anwuchs und von Lichtinstallationen geprägt war, die dem Protest gegen den rechtsextremen Aufmarsch auf den Häuserwänden Ausdruck verliehen. Am Washingtonplatz schloss sich die Demonstration mit einer Kundgebung des Berliner Bündnis gegen Rechts zusammen auf der mehrere 1000 Menschen direkt an der Auftaktkundgebung des rechtsextremen Aufmarsches protestierten. Das Berliner Bündnis gegen Rechts, ein Zusammenschluss von Vereinen, Verbänden und linken sowie antifaschistischen Gruppen, bot weitere Protestkundgebungen an der rechtsextremen Aufmarschroute für Protest in Sicht- und Hörweite an.
Um 17.00 Uhr begann die seit 1990 stattfindende Gedenkveranstaltung der Berliner Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten VVN-BdA am Deportationsmahnmahl in der Levetzowstraße in Moabit. Auf der Kundgebung sprach der über 90 Jahre alte Horst Selbiger, Ehrenvorsitzender des Vereins „Child Survivors Deutschland“. Im Anschluss machte sich eine antifaschistische Demonstration mit über 1000 Teilnehmer_innen auf den Weg zu Hauptbahnhof. Direkt neben der Moltkebrücke harrten die Teilnehmer_innen mehrere Stunden aus und protestierten direkt an der Aufmarschroute gegen den rechtsextremen Aufmarsch.
Zum Startzeitpunkt des rechtsextremen Aufmarsch (18.30 Uhr) vereinigte sich am gegenüberliegenden Spreeufer im Spreebogenpark eine bunt leuchtende Demonstration mit vielen Familien und Kindern aus Mitte unter dem Motto „Licht an gegen Nazis“, organisiert von der Tanzversammlung Rosenthaler und der Anwohnerinitiative für Zivilcourage – Gegen Rechts mit der Kundgebung vom Bündnis für ein weltoffenes und tolerantes Berlin. Auf der Kundgebung des Bündnis von Kirchen, Gewerkschaften, Wohlfahrtsverbänden und weiteren großen zivilgesellschaftlichen Organisationen protestierten während des vorbeiziehenden rechtsextremen Aufmarsches über 1000 Teilnehmende gegen die rechtsextreme Provokation.
.
Banneraktion gegen den rechtsextremen Aufmarsch
Zugleich führte das Bündnis für ein weltoffenes und tolerantes Berlin gemeinsam mit Berlin gegen Nazis eine Riesenbanneraktion mit der Banner-Aufschrift „Es ist geschehen, und folglich kann es wieder geschehen (Primo Levi)“ in Sichtweite des rechtsextremen Aufmarsches durch und verteilte Schilder mit dem Zitat als Mitmachmöglichkeit für alle, die keine eigenen Schilder mitgebracht hatten. Eine einzelnen Engagierte steuerte für die Banneraktion ein zweites Banner aus Rettungsdecken mit einem Zitat von Erich Kästner „Habt ein besseres Gedächtnis“ bei.
Weitere Bilder des Tages vom Protest gegen den rechtsextremen Aufmarsch am 09. November 2018