Die Anwohner*inneninitiative für Zivilcourage – Gegen Rechts blickte nach über zwei Jahren Engagement auf eine Vielzahl selbst organisierter Anwohner_innenproteste gegen immer wieder durch das Viertel ziehende rechtsextreme Aufmärsche zurück. Der bisherige Höhepunkt war die Kundgebung am 3. Oktober des Vorjahres mit über 1500 Teilnehmer_innen und eine umfangreichen Musikprogramm. Um auch 2019 eine abwechslungsreiche und mobilisierende Protestkundgebung auf die Beine zustellen, startete die Ansprache an Künstler_innen und Redner_innen bereits im Frühsommer. Die organisatorische Unterstützung für die Kundgebung mit Bereitstellung der Bühne und der Technik kam erneut vom Bündnis für ein weltoffenes und tolerantes Berlin.
Die Mobilisierung für den Protest am 03.10. begann die Anwohner*inneninitiative im Roten Rathaus von Berlin. Der Regierende Bürgermeister Michael Müller überreichte Mitte August die Auszeichnung Band für Mut und Verständigung an die Initiative. Mit einem eigenen Slogan „Den Nazis keine Mitte“ und bereits festehenden musikalischen Kundgebungsbeiträgen von Rainald Grebe, Bernadette la Hengst und Gigo Flow und einer Rede von Ferda Ataman startete die mehrmonatige Mobilisierung der Anwohner_innen, zu der auch ein thematischer Diskussionsabend und eine Lesung zählten.
Nicht zuletzt durch diese langfristige Mobilisierung der Anwohner_innen in Mitte entstanden in den letzten Wochen vor dem 3. Oktober breite Proteste an vier weiteren Orten an der rechstextremen Aufmarschroute, die vom Berliner Bündnis gegen Rechts, einer neuen Initiative aus der Clubszene und einer weiteren Anwohner_inneninitiative vom Kreuzberger Mehringplatz gemeinsam mit den Omas gegen Rechts Berlin getragen wurden.
An der schon einige Male von Rechtsextremen genutzten Route vom Hauptbahnhof über die Reinhardtstraße auf die Friedrichstraße positionierten sich zusätzlich zur Protestkundgebung der Initiative viele Organisationen und Unternehmen gegen den Aufmarsch oder beteiligten sich an den Protesten der Anwohner_innen. Dies geschah auf vielfältige Art durch organisatorisches, technisches oder persönliches Engagement.
Aus dem Berlin gegen Nazis Partner_innenetzwerk positionierten sich der Friedrichstadt-Palast und das Distel Kabarett-Theater sehr prominent und setzten unmissverständliche Zeichen gegen Neonazis. Auch der WWF positionierte sich aus den direkt an der Route liegenden Büroräumen. Gemeinsam mit weiteren Netzwerkpartner_innen und anliegenden Organisationen wie dem Marburger Bund, dem Distel Kabarett-Theater, dem DGB Berlin-Mitte und der Fabrik Osloer Straße, infomierte Berlin gegen Nazis in den letzten 24 Stunden vor dem Aufmarsch die direkte Nachbarschaft mit Informationsflyern in über zehn Sprachen.
Unter sehr garstigen Wetterbedingungen protestierten knapp 1000 Teilnehmer_innen auf der Anwohner_innen-Kundgebung neben dem Friedrichstadt-Palast und setzten vielfältige und fröhliche Zeichen gegen den rechtsextremen Aufzug, der sich als sehr aggressiv und gewaltbereit zeigte. Insbesondere die Neonazis im hinteren Teil des Aufmarsches mit über 1000 Personen, bedrohten die Teilnehmer_innen der Anwohner_innenkundgebung, unter denen viele Kinder und ältere Anwohner_innen waren, mit Parolen wie „Wenn wir wollen, schlagen wir euch tot“. Das JFDA und Gegneranalyse haben dies videographisch dokumentiert. Auf der Friedrichstraße wurde der Aufmarsch von durchgehendem Gegenprotest begleitet. Am Checkpoint Charlie setzten die Omas gegen Rechts Berlin gemeinsam mit engagierten Anwohner_innen aus Kreuzberg ein sehr eindrückliches Zeichen gegen Neonazis und auch am Abschlussort des Aufmarsches am Alexanderplatz wurde bis zur Abreise der Rechtsextremen von mehreren hundert Berliner_innen laustark protestiert.