Richtig Lärmen und den Nazis die Stimme nehmen
Wenn Hunderte von Menschen in einer Protestaktion zusammenstehen oder -gehen und auf mitgebrachte Töpfe und Pfannen hämmern und zwar so laut wie menschenmöglich, dann nennt sich das „Cacerolazo“. Cacerolazo stammt ursprünglich aus Argentinien und ist zum Symbol des argentinischen Volksaufstands gegen die neoliberale Wirtschaftsordnung geworden. Mittlerweile ist der Cacerolazo als Protestform auch in Europa angekommen. Er ist gewaltfrei, laut und unübersehbar. Teures Equipment ist nicht nötig, spezielles Training ist nicht erforderlich. Und: Die gesamte Familie kann teilnehmen, er lässt sich einfach organisieren und hat karnevalistischen Charakter.
Wie funktioniert es?
Auf unserer Mobilisierungsplattform erfahren Sie immer von geplanten Demonstrationen oder Kundgebungen. Informieren Sie sich regelmäßig, ob eine Aktion geplant ist, der Sie sich anschließen können. Unabhängig davon können Sie auch versuchen, der rechten Demoroute bzw. der rechten Kundgebung in einer Kleingruppe bzw. in Kleingruppen so nah wie möglich zu kommen. Oftmals ist dies nicht einfach, da Polizeiabsperrungen dies verhindern. Wenn Sie es schaffen, in Hörweite der Naziversammlung zu gelangen, machen Sie so richtig Lärm mit mitgebrachten Trillerpfeifen, Glocken, Töpfen, Löffeln oder Klatschpappen. Sie können sich auch witzige Parolen überlegen oder ein Lied mit aussagekräftigem Inhalt skandieren.
Wie viele Personen sollten sich beteiligen?
Natürlich können Sie alleine lärmen, aber eine Gruppe ist wesentlich effektiver und dann macht es auch deutlich mehr Spaß!
Zeitaufwand?
Bestenfalls bis die Nazi-Veranstaltung vorbei ist.
Kosten?
Keine, es sei denn sie benötigen noch besonderes Equipment wie eine Trillerpfeife. Weiteres Protestequipment wie Klatschpappen bzw. Vorlagen für Equipment können Sie bei uns erfragen. Wir unterstützen Sie gern bei der Herstellung!
Subversives Ausjubeln
Öffentliche Auftritte von Nazis können durch Zwischenfragen und –rufe, Ausbuhen, Pfeifen oder andere Formen eindeutiger oder weniger eindeutiger Missfallensäußerungen gestört werden. Eine andere Form, gegen solche Veranstaltungen der Neonazis zu protestieren ist das subversive Ausjubeln.
Wie funktioniert es?
Beginnen Sie mit gezieltem Klatschen, Jubeln oder Zustimmen, so, dass nicht, oder zumindest nicht von Beginn an deutlich wird, dass und von wem gestört wird. Mit genügend Beteiligten können Sie beim Erscheinen der betreffenden Person auf der Bühne gemeinsam in einen Sturm der Begeisterung ausbrechen, der den Beginn der Veranstaltung verzögert und den Redner einfach nicht zu Wort kommen lässt.
Wie viele Personen sollten sich beteiligen?
Selbst eine kleine Gruppe ist wenig effektiv. Eine Gruppe von 20 Personen hingegen kann bereits einiges bewirken.
Zeitaufwand?
Je erfolgreicher Sie sind, desto länger wird die Veranstaltung wahrscheinlich dauern.
Kosten?
Keine.
Banner-Drop oder etwas kleiner: Poster!
Große Transparente an zentral gelegenen Gebäuden anzubringen, ist eine Aktionsform, die für viel Aufsehen sorgt. Banner-Drops eignen sich besonders gut, um auf eine größere Aktion oder Kampagne hinzuweisen oder eine kurze prägnante Aussage weithin sichtbar zu machen. Liegt Ihre Wohnanschrift auf der Route einer geplanten Neonazidemonstration, so ist es sehr wirkungsvoll, wenn Sie ein großes Transparent mit einer klaren Botschaft gestalten und wahlweise an der Balkonbrüstung, den Fenstern oder – bei Dachzugang – dem Dachgeschoss anbringen. Sollte Ihnen das zu aufwendig sein, so lohnt es sich, „Berlin gegen Nazis“-Poster aufzuhängen.
Wie funktioniert es?
Sie benötigen ein einfarbiges Bettlagen sowie verschiedene wasserfeste Farben. Am besten verwenden Sie Stofffarbe oder Acrylfarbe. Wenn Sie richtig professionell pinseln wollen, sollten Sie einen Overhead-Projektor bzw. Polylux (Tageslichtprojektor) zu Hilfe nehmen, um das Motiv auf Ihr Laken zu projizieren. Um das Motive ordentlich auf das Transparent zu bekommen, sollten Sie auf eine möglichst glatte Unterlage achten. Entweder legen Sie das Laken auf den Boden oder Sie befestigen es an der Wand. Doch Vorsicht: Die Farbe drückt meist durch den Stoff durch, daher sollten Sie an eine Unterlage (Zeitungen, Kartons oder ähnliches) denken.Malen Sie das Motiv mit Bleistift voroder benutzen Sie den Tageslichtprojektor. Bei schweren Motiven empfehlen wir den Polylux. Oder Sie arbeiten mit einem Videoprojektor. So können Sie Ihr Wunschmotiv direkt vom PC auf den Stoff projizieren. Nachdem Sie die Umrisse mit Bleistift gezeichnet haben, können Sie mit einem dünnen Pinsel die Umrisslinien nachmalen. Im Anschluss müssen Sie nur noch die Flächen ausmalen. Wenn Sie mit dem Malen fertig sind, müssen Sie mindestens 8 Stunden warten, bis die Farben getrocknet sind und Sie das Transparent einsetzen können.
Wie viele Personen sollten sich beteiligen?
Sie können die Banner Drop-Aktion allein planen oder Ihre Familie, Ihre Freunde, Ihre WG oder Ihre Hausmitbewohner einbeziehen.
Zeitaufwand?
Es dauert länger als erwartet, ein Transparent zu malen. Allein das Trocknen der Farbe nach Fertigstellung dauert 8 Stunden. Daher empfiehlt es sich, immer am Tag vor der geplanten Protestaktion das Transparent fertigzustellen. So kann es über Nacht trocknen. Auch das Aufhängen des Banners bedarf einer logistischen Planung und sollte zumindest nach dem Aufhängen nochmal von der Straße aus begutachtet werden. Haben Sie es richtig aufgehängt? Verdreht es sich womöglich durch den Wind oder klappt nach oben?
Kosten?
Sollten Sie kein altes Tischtuch oder Laken in Ihrem Haushalt haben und auch Ihre Freunde, Verwandten oder Bekannten keines entbehren können, so werden Sie sicherlich in einem Secondhand-Kaufhaus wie Humana fündig. Stoff-/ Acrylfarben sind nicht ganz billig und in der Regel im Baumarkt etwas günstiger als in einem Bastelladen. „Berlin gegen Nazis“ Poster erhalten Sie bei uns auf Anfrage kostenlos und nur solange der Vorrat reicht!
Mit viel Wortwitz in Sprechblasen
Vielleicht haben Sie in Ihrer Tageszeitung oder in der Abendschau schon mal die lustigen Pappschilder in Sprechblasenform entdeckt, die Teilnehmer einer Kundgebung oder Demo gegen Nazis nach oben halten. Sprüche wie „Kein Bier für Nazis“ sind einfach aufgepinselt, zeigen Wirkung und können zudem noch zum Lachen animieren.
Wie funktioniert es?
Besorgen Sie sich eine größere Pappe und etwas Farbe und überlegen Sie sich einen lustigen oder vielleicht besonders coolen Spruch gegen Nazis. Schneiden Sie nun die Pappe in der Form einer Sprechblase aus und pinseln Sie Ihren Spruch darauf. Nun müssen Sie sich nur noch eine Stange, einen Stiel bzw. eine Holzlatte besorgen. Mit Reißzwecken oder Nägeln können Sie die Pappe daran befestigen. Fertig!
Wie viele Personen sollten sich beteiligen?
Sie können mit Ihrer Sprechblase alleine protestieren oder Sie suchen sich weitere Akteure.
Zeitaufwand?
Nicht so hoch, wenn Sie alle Materialien zu Hause haben.
Kosten?
Gering. Vielleicht können Sie einen alten Umzugskarton für Ihre Sprechblase verwenden und einen Besenstiel umfunktionieren.
Eine Gegenkundgebung organisieren
Proteste gegen Neonazis sollen und dürfen Spaß machen. Eine Gegenkundgebung gegen Rechtsextremismus sollte versuchen, den Medien bessere Bilder zu liefern als die Aufmärsche der Neonazis. Mit lebendigen, lustigen oder mutigen Gegenaktionen setzen Sie der Neonazi-Veranstaltung etwas Positives entgegen und lenken die Medienaufmerksamkeit auf Ihre Aktion, Ihren Gegenprotest um. Wenn Sie Journalisten klare Fakten und einen originellen Einfall, ein gutes Bild versprechen, berichten sie eher. Seien Sie also kreativ und überlegen Sie sich, wie sie einem Neonaziaufmarsch von vorneherein die Show stehlen und die besseren Fotomotive anbieten können.
Wie funktioniert es?
Versammlungen unter freiem Himmel sind nicht genehmigungspflichtig, aber anmeldepflichtig. Spätestens 48 Stunden vor der öffentlichen Bekanntgabe des Termins muss die zuständige Versammlungsbehörde informiert sein. Ein Online-Anmeldebogen für Berlin ist hier zu finden.
In die Anmeldung gehören
- Ort
- Datum
- Beginn der Kundgebung und voraussichtliches Ende
- Thema der Kundgebung
- Veranstalter (Name, Anschrift, Telefonnummer, ggfs. E-Mail-Adresse)
- Versammlungsleiter (Name, Anschrift, Telefonnummer, ggfs. E-Mail-Adresse)
- geschätzte Teilnehmerzahl
- Einsatz und Anzahl von Ordnern
Sie nehmen ein demokratisches Recht wahr, daher ist die Anmeldung kostenlos. Die Polizei ist verpflichtet, Ihre Kundgebung, aber auch die der Neonazis zu schützen. Die Behörde wird sich bei Ihnen melden, eventuell um eine Änderung der Route bitten oder um eine oder mehrere Auflagen zu erteilen. Gegen beides können Sie vor dem Verwaltungsgericht klagen. Am Kundgebungstag sollten Sie als Anmelder Kontakt zum Einsatzleiter der Polizei aufnehmen und Handynummern austauschen. Sollten Sie den Einfluss auf Ihre eigene Kundgebung verloren haben, erklären Sie diese für alle hörbar für beendet. Dann sind Sie nicht länger haftbar, sondern jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer ist für sich selbst verantwortlich. Es ist dann anderen Teilnehmern möglich, auch noch vor Ort Folgekundgebungen anzumelden, um weiterhin unter den Schutz des Versammlungsrechts zu fallen.
Wie viele Personen sollten sich beteiligen?
Schaffen Sie ein möglichst breites Aktionsbündnis und mobilisieren Sie unterschiedliche politische Milieus. Finden Sie einen gemeinsamen Nenner, der möglichst viele ins Boot holt. Alle jene Gruppen, Verbände, Organisationen, etc., die demokratische und menschenrechtliche Positionen teilen und den friedlichen Widerstand verwirklichen wollen, sollten sich darin wiederfinden. Schaffen Sie vielfältige Beteiligungsmöglichkeiten und Aktivitätenrollen, um mehr Mitwirkende ins Boot zu holen und die individuelle Bandbreite der mitmachenden Akteure voll auszuschöpfen.
Zeitaufwand?
In Berlin bleiben meist nur wenige Tage Zeit zwischen Bekanntgabe und Veranstaltungstermin selbst. Ihre Organisation muss also schnell gehen.
Kosten?
Kosten können anfallen für die Anmietung eines Megaphons bzw. entsprechender Technik für ein Mikrophon mit Lautsprecher, Farbe für das Bemalen von Transparenten (siehe unten).
Eine Sitzkundgebung initiieren
Wenn nach einer Kundgebung gegen eine NPD-Veranstaltung oder einen Naziaufmarsch Menschen im Anschluss an ihre Versammlung Straßen und Kreuzungen durch kleine Kundgebungen blockieren, um die Zufahrten für die Rechten zu blockieren, ist der Ermessensspielraum der Polizei groß. Von Fall zu Fall werden Sitzblockaden nicht strafrechtlich verfolgt oder die Teilnehmer und Teilnehmerinnen werden wegen „Versammlungssprengung“, d.h. Verhinderung einer anderen rechten Versammlung bestraft. Für viele Demokratinnen und Demokraten ist es ihr Recht als Bürger und in Anbetracht der deutschen Geschichte ihre Pflicht, deutlich zu machen, dass Neonazis in Ihrer Stadt nicht erwünscht sind. Was nach „Blockade“ aussieht und manchmal auch so beworben wird, ist juristisch zunächst eine eigenständige Versammlung. Wenn diese aus Sicht der Polizei „im Weg“ sitzt kann Sie diese auflösen und Platzverweise erteilen, wenn sich die Menschen nicht entfernen. Bleibt es ansonsten friedlich ist dies zunächst nur eine Ordnungswidrigkeit. Teilweise wird dies in einigen Bundesländern auch als Straftat nach dem Versammlungsgesetz gewertet, wenn nicht der eigene Kundgebungscharakter im Vordergrund steht, sondern es allein um eine Verhinderung einer anderen Versammlung geht. Eigene Plakate, Fahnen pp. sind also zu empfehlen. Ob und wie viel Strafe fällig wird, hängt also im Zweifelsfall von Polizei und Richtern ab. Informieren Sie sich im Vorfeld wie dies vor Ort gehandhabt wird.
Wie funktioniert es?
Informieren Sie sich im Vorfeld über die geplante Nazidemonstration oder Kundgebung. Wo findet sie statt, welche Route ist geplant? Dann besprechen Sie sich mit Ihren Mitakteuren, an welchem strategisch günstigen Punkt Sie Ihre Kundgebung durchführen wollen, um von den Rechten auch wahrgenommen zu werden. Denken Sie an eine warme Unterlage, vielleicht etwas zu essen und zu trinken. Richten Sie sich auf ein längeres Picknick ein. Achten Sie darauf, dass Sie sich ausreichend warm anziehen. Bei Dunkelheit machen sich Kerzen ganz gut. Werden Sie zum Verlassen des Platzes von Seiten der Polizei aufgefordert, ist es Ihre Entscheidung, ob Sie einen Schritt weitergehen wollen oder nicht. Die Durchsage der Polizei mit der Aufforderung erfolgt mindestens drei Mal. Danach werden Sie von der Polizei weggetragen und müssen evtl. mit der Aufnahme Ihrer Personalien oder gar einer Anzeige rechnen.
Wie viele Personen sollten sich beteiligen?
Nach oben ist für diese Aktion selbstverständlich keine Grenze gesetzt. Je mehr Sie mobilisieren können, desto unterhaltsamer und desto effektiver wird der Protest.
Zeitaufwand?
Je nach Mut, Lust und Laune dauert es so lange, bis die Polizei die Blockade räumt und jeden einzelnen von ihnen wegtragen muss. Je mehr Menschen zusammenkommen, desto größer wird die Wahrscheinlichkeit, dass die Polizei von einer Räumung absieht.Sind Sie Teil einer Lichterkette, so gilt ähnliches. Solange die Polizei Sie nicht mehrmals aufgefordert hat, den Platz zu verlassen, können Sie bleiben.
Kosten?
Bei der Beteiligung einer Sitzblockade müssen Sie beachten, dass es zu einer Anzeige kommen kann. Schlimmstenfalls müssen Sie mit einer Strafanzeige, Bußgeld und/oder anfallenden Anwaltskosten rechnen.