Niederkirchnerstraße 8
10963 Berlin

Informationen der Veranstalter_innen:
Ein Vortrag im Rahmen der Ringvorlesung „Weimars Wirkung. Das Nachleben der Republik“.
Prof. Dr. Stefanie Schüler-Springorum (Berlin) spricht über: „Vom Wort zur Tat. Antisemitismus in der Weimarer Republik“
Der Antisemitismus als politische Bewegung und soziale Haltung erlebte nach dem Großen Krieg einen dramatischen Formwandel, der sich zwar für viele europäische Länder nachzeichnen lässt, in den Verliererstaaten jedoch von besonderer Virulenz war. Aus dem „kulturellen Code“, der im deutschen Kaiserreich das liberale und konservative Lager voneinander unterschieden, aber sich vor allem im bürgerlichen Milieu manifestiert hatte, wurde in den Jahren der Weimarer Republik ein Instrument zur politischen Mobilisierung auf ganz unterschiedlichen Ebenen. Während sich die Zeitungsleser über medial breit ausgeschlachtete Finanzskandale empören konnten, mussten sich einzelne Wirtschaftszweige in der Provinz mit hartnäckigen Boykottanstrengungen auseinandersetzen. Im Reichstag camouflierten die offen xenophoben Debatten zur Zuwanderung aus Osteuropa nur schwach ihre judenfeindliche Absicht, während sich Kommunalpolitiker immer häufiger mit explizit antisemitischen Anträgen und Initiativen konfrontiert sahen. All dies wurde überschattet von politischen Morden und steigender Straßengewalt, so dass zumindest aus Sicht jüdischer AktivistInnen von den „guten Jahren“ der Weimarer Republik kaum gesprochen werden kann, auch wenn die Einschätzung der aktuellen Gefährdung sehr unterschiedlich ausfiel.
DIE VORTRAGSREIHE:
Fast drei Jahrzehnte nach der deutsch-deutschen Vereinigung verdient die Weimarer Republik zum hundertjährigen Jubiläum ihrer Entstehung neue Aufmerksamkeit. Die Vorlesungsreihe diskutiert die verpassten Chancen und die strukturellen Defizite, fragt aber auch nach langfristigen und womöglich bis heute anhaltenden Wirkungen der ersten deutschen Republik. Sie widmet sich der Eigenart und dem Stellenwert der ersten deutschen Republik innerhalb der längeren Geschichte und diskutiert zudem die Bedeutung der mit „Weimar“ verbundenen Kultur des Politischen für ihre Nachgeschichte bis in die Gegenwart.
https://www.facebook.com/events/506168073128765/
Veranstalter:
– Lehrstuhl für Neueste und Zeitgeschichte der Humboldt-Universität zu Berlin
– Stiftung Topographie des Terrors Berlin
– Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam
in Kooperation mit:
– Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur
– Deutsches Historisches Museum Berlin
Weitere Informationen zur Ringvorlesung:
http://zzf-potsdam.de/de/veranstaltungen/offentliche-ringvorlesung-weimars-wirkung-das-nachleben-der-ersten-deutschen-republik