Klosterstraße 44
10179 Berlin
Deutschland
Informationen der Veranstalter_innen:
Was hat es mit der Abwendung der Bürger von ihrem eigenem Staat auf sich? Adrian Ursache, Peter Fitzek oder Wolfgang P. sind nur drei der über 12.000 Reichsbürger, die es zu trauriger Berühmtheit gebracht haben. Menschen, die dem demokratischen Rechtssystem aus dem Weg gehen, eigene Scheinstaaten gründen, Steuern und Abgaben verweigern, die BRD als Briefkastenfirma verstehen und ihr den Krieg erklären, sind kein neues, aber immer aggressiver werdendes Phänomen in Deutschland.
Für die raumgreifende Inszenierung am TD greift die Performergruppe internil das Spiel von Fakt und Fiktion auf, das die Realität der Reichsbürger bestimmt und mit dem die Aktivisten ihren Widerstand in Szene setzen: Initiationsriten, Staatsgründungs-Zeremonien, Schulungs- und Dokumentationsvideos der Widerständler werden zum Ausgangsmaterial. Die Zuschauer blicken in STAATENLOS mitten in die absonderliche Welt aus kruden Ideologien und multimedialer Technologie. Denn Reichsbürger verbinden ewig Gestriges mit Hypermodernität.
Was bedeutet es für das politische Mit- und Gegeneinander, wenn der reale Staat zur Fiktion und stattdessen ein Scheinstaat zur bestimmenden Wirklichkeit erklärt wird? Sind es anfänglich oft Scharmützel um Bußgeldbescheide, führt der Weg dann über Kommentare in sozialen Netzwerken in den Widerstand: Bald wird die Kommunikation mit Amtsgerichten, Finanzämtern, Führerscheinstellen zum Schlachtfeld der Wahl, das Internet zur Waffe. Und schließlich das Leben in einer ideologischen Blase zur vermeintlichen Realität. internil bringt hier diese Realität auf die Bühne.
Für das Projekt STAATENLOS kooperieren internil, TD und Vierte Welt. Im Vorfeld der Aufführungen im Oktober finden unter dem Titel Reichspraxiswerkstatt am 15. und 16. September Expertengespräche und Materialpräsentation in der Vierten Welt statt.