Lesen und lesen lassen – Couchsurfing mit Carlo Strenger

Wann:
3. März 2017 um 18:00
2017-03-03T18:00:00+01:00
2017-03-03T18:15:00+01:00
Wo:
Amadeu Antonio Stiftung
Novalisstraße 12
10115 Berlin
Deutschland
Kontakt:
Amadeu Antonio Stiftung
030/24088610

Informationen des Veranstalters Amadeu Antonio Stiftung:

Lesen und lesen lassen – Couchsurfing mit Carlo Strenger

Zivilisierte Verachtung – Eine Anleitung zur Verteidigung unserer Freiheit

Abenteuer Freiheit – Ein Wegweiser für unsichere Zeiten

Propagandaelemente der extremen Rechten schleichen sich zunehmend in alle Lebensbereiche der Gesellschaft ein. Rechtsaffine Persönlichkeiten und Bewegungen wie Marine Le Pen oder Pegida erfahren derzeit großen Zuspruch bei vielen Schichten, die sich noch vor zehn Jahren davon abgewendet hätten. Verunsicherte Bürger_innen wenden sich zunehmend an die extreme Rechte, um ein Gefühl der Sicherheit zu erhalten. Sie merken nicht, dass Anhänger_innen der extremen Rechten genau die freiheitlichen Werte wie die Meinungsäußerungsfreiheit, die sie zu schützen behaupten, erschüttern.

Laut Carlo Strenger ist eine Ideologie der „politischen Korrektheit“ entstanden, welche alle Glaubens- und Lebensformen respektiert und in Watte gepackte Diskurse öffnet. Es wird zu sehr toleriert und zu wenig kritisiert, was Grundprinzipien des menschlichen Zusammenlebens wie Gerechtigkeit, Toleranz gegenüber Andersdenkenden, Wahrheitssuche  und insbesondere den Schutz des Individuums vor ungerechtfertigten Eingriffen, zu bedrohen scheint. Durch diese Logik der politischen Korrektheit werden Linke und Liberale in ihrem Handeln gelähmt, denn wenn andere Kulturen nicht kritisiert werden dürfen, kann die eigene nicht verteidigt werden. Fehlen uns etwa ideelle Ressourcen, die die Errungenschaften der westlichen Welt verteidigen könnten? Strenger spricht von der „Misere der Linken“ und umreißt den Handlungsbedarf, der daraus hervorgeht. Denn es besteht die Gefahr, dass dieser leere Raum (zum Beispiel im Netz) von Extremist_innen, Akteur_innen und Fanatiker_innen für ihre ideologischen Ziele und Interessen missbraucht wird.

Der vermeintlichen Sicherheit, die die „Lösungen“ von Rechtspopulisten scheinbar kreieren, muss die Zivilgesellschaft die Werte der demokratischen Kultur und ihr grundsätzlich freiheitliches Wesen entgegenstellen. Doch wie können Bürgerinnen und Bürger angeregt, ermutigt und befähigt werden, selbstbewusst für diese Werte einzutreten und sich für das Recht auf freie Meinungsäußerung einzusetzen? Auf diese und einige andere Fragen soll die Veranstaltung Antworten anbieten und mit Hilfe des Autorengesprächs konkrete Ideen für eine demokratische Debattenkultur vor Ort und im Netz entwickeln.

Nachdem Carlo Strenger in Zivilisierte Verachtung gezeigt hat, weshalb es westlichen Gesellschaften heute oft schwerfällt, ihre Werte selbstbewusst zu verteidigen, wendet er sich in seinem neuen Buch Abenteuer Freiheit der individuellen Seite dieser Verunsicherung zu: Warum leiden so viele Menschen unter Depressionen und einer erdrückenden Angst vor dem Scheitern? Warum boomen Heilslehren, die uns den Weg zum wahren Selbst weisen wollen?

All das hat laut Strenger, damit zu tun, dass es sich bei der Idee, es gäbe so etwas wie ein Grundrecht auf müheloses Glück, um einen Mythos handelt. Ausgehend von Denkern wie Spinoza, Nietzsche und Freud legt er dar, dass lange die Überzeugung vorherrschte, Konflikte und Scheitern gehörten zur menschlichen Natur. Daher, so schließt er aus den Biografien von Künstlern wie Egon Schiele oder Francis Ford Coppola, müssen wir wieder lernen, dass Freiheit ein lebenslanges Abenteuer ist: riskant, aber zugleich viel interessanter, als uns die Massenkultur heute weismachen will.

Um Anmeldung wird gebeten an: praktikumnonazinet@amadeu-antonio-stiftung.de