Ausgrenzung als Kontinuität: Die Ausgrenzung von als „Asozial“ bezeichneten zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte. Während des Nationalsozialismus wurde diese konstruierte Gruppe von Menschen verfolgt und ermordet. Zwar endete 1945 die Vernichtung dieser Menschen, doch Ausgrenzung und Stigmatisierung gingen an vielen Punkten weiter. Auch für viele Täter_innen stellte das Jahr 1945 keinen Bruch in ihren Karrieren dar. Sowohl von staatlich-juristischer Seite, als auch auf gesellschaftlicher Ebene wirkt das Stigma weiter.
Vortrag der Initiative für einen Gedenkort ehemaliges KZ Uckermark e.V.
Zur Veranstaltungsreihe und der Initiative
„Eine muss den Mund halt aufmachen“, sagte Anita Köcke im Jahr 2001, als sie das erste Mal seit ihrer Gefangenschaft im Jugendkonzentrationslager Uckermark auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers war. Diese Aussage hat sich die Initiative für einen Gedenkort ehemaliges KZ Uckermark e.V. zu Herzen genommen und möchte auch weiterhin aufklären und einer breiten Öffentlichkeit bekannt machen, was dort geschehen ist.
Das Konzentrationslager Uckermark liegt ca. 90 km nordöstlich von Berlin. Dort waren im Jugend-Konzentrationslager zwischen 1942 – 1945 hauptsächlich Mädchen und junge Frauen inhaftiert, die von den Nazis als „asozial“ bezeichnet und verfolgt wurden. Auch politisch Verfolgte und Partisaninnen aus Slowenien gehörten zu den Häftlingen. Zur dritten und kleinsten Gruppe der Lagerhäftlinge gehörten rassistisch Verfolgte Sinti- und Romamädchen, sowie von den Nazis genannte „Judenmischlinge“. Ihr Alltag war zu einem großen Teil geprägt von Hunger, Kälte, körperlicher und psychischer Gewalt, Demütigung, Zwangsarbeit und Angst. Ab Ende 1944 wurde ein Großteil des Jugend – KZs geräumt, um dort Häftlinge des benachbarten Frauen-KZ Ravensbrück systematisch zu ermorden. In der kurzen Zeit zwischen Januar und April 1945 wurden bis zu 6000 überwiegend aus Osteuropa stammende Häftlinge mit jüdischem Hintergrund ermordet.
Das KZ Uckermark wurde lange Zeit in der Öffentlichkeit nicht wahrgenommen. Bis heute haben die meisten ehemaligen Häftlinge keine öffentliche Anerkennung erfahren. Viele Täter_innen konnten ihre Karrieren nach 1945 ungebrochen fortsetzen. Auch die Ideologien habensich teilweise fortgesetzt, so wird beispielsweise das Wort „Asozial“ noch heute mit ähnlichen Vorstellungen als Beleidigung benutzt.
Die Initiative für einen Gedenkort ehemaliges KZ Uckermark e.V. setzt sich seit 1997 dafür ein, auf dem ehemaligen KZ – Gelände einen würdigen Gedenkort zu gestalten.