Christinenstraße 18-19
10119 Berlin
Deutschland
Informationen der Veranstalter_innen:
Kurzbeschreibung
Bis Anfang der 2000er Jahre gab es neben dem historischen Lernen und Begegnungsprojekten kaum Konzepte zum pädagogischen Umgang mit gegenwartsbezogenem Antisemitismus. In den letzten Jahrzehnten hat sich die Bildungsarbeit zu Antisemitismus weiterqualifiziert und ausdifferenziert. Antisemitismuskritische Bildung gilt inzwischen als eine übergeordnete Bezeichnung für verschiedene Konzepte antisemitismusbezogener Interventionen. Zu ihren Grundannahmen gehören u.a. das Verständnis von Antisemitismus als tradiertes und flexibel einsetzbares Einstellungspotenzial und die Kritik an »Othering« in Bezug auf Juden*Jüdinnen. Die Normalisierung jüdischer Nichtpräsenz bei Diskursen über Antisemitismus ist ein weiterer Aspekt, der in das Blickfeld antisemitismuskritischer Bildung getreten ist. Um eine antisemitismuskritische Perspektive herauszubilden, ist es wichtig anzuerkennen, dass antisemitische Positionen – wenn auch ungewollt – eingenommen werden, unabhängig von z.B. Herkunft, Gruppenzugehörigkeit oder politischer Positionierung. Daraus ergibt sich u.a. die Notwendigkeit individuelle wie auch kollektive Verstrickungen in antisemitische Dispositionen zu identifizieren und kritisch zu hinterfragen. Damit hat sich der Antisemitismusdiskurs wesentlich erneuert und lehnt sich an das Grundprinzip der Rassismuskritik an. Gefordert wird in diesem Zusammenhang die eingehende Auseinandersetzung mit den Wechselwirkungen zwischen Antisemitismus und Rassismus, zugleich aber auch die Weiterentwicklung von Ansätzen antisemitismuskritischer Ansätze unabhängig einer solchen Kontextualisierung.
Die Veranstaltung schafft einen Diskussionsraum über die Relevanz und Wechselwirkung von Rassismus- und Antisemitismuskritik und stellt die Frage nach Streiträumen und Allianzen zur Debatte.